100 Jahre TG


Dia-Show starten

Starke Männer braucht das Land: Voller Dynamik präsentierten die Turnmänner der TG Kriegsheim ihr Programm.


Geschäftiges Treiben konnte man in der Monsheimer Schulturnhalle beobachten: Junge Jazz-Mädels hippelten nervös vom einen Fuß auf den anderen und zupften angespannt an ihrem Outfit herum, die Turnerriege ging noch einmal die geprobten Bewegungsabläufe durch, und Sänger machten die letzten Stimmproben. Alles sollte stimmen am großen Showabend der TG Kriegsheim, die ihr 100-jähriges Bestehen feierte. Und die große Schar der Zuschauer erlebte einen unterhaltsamen Abend: Dreizehn TG-Abteilungen unternahmen unter dem Titel "Die TG - ein Verein in seiner Zeit" eine Zeitreise durch 100 Jahre.
Los ging der Gala-Abend mit den Anfängen des Turnens und der Gymnastik zu Turnvater Jahns Zeiten. Ein Sketch zur Vereinsgründung musste natürlich vorangestellt werden. Im Saal von Josef Neef hatte sich ein zünftiger Männerstammtisch versammelt, um die TG zu gründen - ganz nach dem Motto: "Was die in Monsheim können, können wir auch." Ehrwürdig verlas der aktuelle Vorsitzende Karl-Heinz Nagel das Gründungsprotokoll, ehe der Chor unter Leitung von Christian Bitsch "Turner auf zum Streite" anstimmte. So aufgefordert kam die Turnerriege zum Zuge. Die TG verfügt zurzeit zwar über keine aktiven Damen- und Herrenturner, dennoch konnte Moderator Jochen Hoesmann acht ehemalige Turner zur Leibesertüchtigung begrüßen. Dynamisch wie eh und je schlugen sie Räder, rollten vorwärts und rückwärts, zeigten ihre ganze Kraft am Barren und sprangen gar durch Reifen wie Wildtiere in der Manege - allerdings mit der Zuhilfenahme des Trampolins.
Nach so viel Geräteturnen wurde es mit der Gesangsabteilung wieder etwas ruhiger. Gefühlvoll gab man das alte Liedgut "Mister Tallymann" und "La Bamba" zum Besten. Anschließend stürmten die jüngsten Aktiven die Bühne. Die Kinder mit Leiterin Marina Scherrer an der Spitze zeigten mit Keulen, Reifen und Stäben beim "Marching Song", wie die Turnstunde einstmals ablief: Die Trainerin pfeift und alle springen. Die Gymnastikabteilung "Damen 50 plus" nahm sich ebenfalls früheren Dekaden an und wirbelte mit Schrubber und standesgemäßer Kittelschürze zu Heinz Rühmanns "Ich brech´ die Herzen der stolzesten Frau´n" über die Bühne. "Das kann doch einen Seemann nicht..." war das Thema der Gymnastikdamen von Heide Bermes-Vacqué, die sich im strammen Matrosenanzug bewegten.
Eine vielfältige Wanderung durch 100 Jahre Musik brachte die jugendliche Jazzabteilung von Nadine Nagel auf die Bühne. Ob die 22 Mädels und ein Junge vor der Pause Charleston, Big Spender und Rock ´n´ Roll oder nach der Pause Latino, Snap und HipHop vorführten - immer beeindruckten sie schwung- und temperamentvoll das Publikum. Die ersten Schritte der Aerobic in den 80-er Jahren vollführten vor der Pause "Aerobic-Päpstin" Sidney Rome (Tanja Hack) höchstselbst mit ihren Mitstreiterinnen.
Im zweiten Teil des Abends hielt dann die Gegenwart Einzug. Der gemischte Chor überzeugte stimmgewaltig mit neuerem Liedgut und die "Damen 50 plus" nutzten nun Neontücher zu ihren Übungen zu "Tiritomba". Die Aerobic-Damen bedienten sich den modernen Steps zum Fettabbau und die Kinder tollten beim "Gorilla mit der Sonnenbrille" gleichfalls über Steps. Chi-Bälle und Therabänder avancierten bei der Damengymnastik zu fortschrittlichen Handgeräten. Dabei machten die Damen als Hohepriester verkleidet zu den Klängen von "Conquest of Paradise" und "Time to say goodbye" eine mystische Figur. Die Freizeitsportler der TG rannten mit ihren Bällen über die Bühne, ehe die Tischtennisspieler eindrucksvoll bewiesen, dass auch mit Pfannen und im Dunkeln gespielt werden kann. Zum großen Finale versammelten sich alle Akteure auf der von den Technikern Horst Hornung und Jürgen Weil in Szene gesetzten Bühne, wo alle in "Ein schöner Tag" mit einstimmten.
Herbert W. Hofmann, Heide Bermes-Vaque, Marina Scherrer, Wilfried Höbel "Die TG Kriegsheim ist das Herzstück der Gemeinde Kriegsheim", meinte Verbandsbürgermeister Ralph Bothe im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten in seiner Laudatio auf den nunmehr 100 Jahre alten Verein.
Monsheims Ortsbürgermeister Michael Röhrenbeck (FWG) sah die Turngemeinde gar als "Heimat der Kriegsheimer". Wenn die beiden Kommunalpolitiker zu solch poetischen Worten greifen, muss es schon ein besonderer Anlass sein. Für alle Kriegsheimer war es eindeutig das Fest des Jahres, denn schließlich zählt der Verein 440 Mitglieder und das bei nur rund 600 Einwohner. Die Turnhalle der Heinrich-von-Gagern-Schule in Monsheim stand dabei als Austragungsort im Zentrum der dreitägigen Feierlichkeiten.
Den Auftakt bildete am Freitag die so gannte "Akademische Feier", der offizielle Teil also. Das bekannte 1. Akkordeonorchester Worms-Pfeddersheim mit seinem Dirigenten Bernhard Hahn eröffnete den zeremoniellen Reigen mit Mozarts Titus-Ouvertüre, die dem Abend gleich zu Beginn eine festliche Atmosphäre verlieh.
Die vielen Ehemaligen, Aktiven, Freunde und Gönner der Turngemeinde, die sich zum runden Geburtstag eingefunden hatten, begrüßte der erste Vorsitzende Karl- Heinz Nagel, der mit "Freude und Stolz" auf die Festgemeinde blickte. Während sich einige in der dicken Festschrift entdeckt haben mochten, gab die Gesangsabteilung unter Leitung von Christian Bitsch "Schwinge dich auf, mein Lied" zum Besten. Mit "Musica, Musica, du Gottes Gabe" ließ man die Gesangeskunst hochleben.
"Die Turngemeinde ist trotz ihres Alters jung geblieben und hat sogleich die Tradition gewahrt", bescheinigte der Schirmherr der Veranstaltung, Wolf-Dieter Zeiss. In seiner Funktion als Vorsitzender des Rheinhessischen Turnerbundes verlieh Zeiss dem Verein die traditionelle Fahnenschleife "100 Jahre Deutscher Turnverein" als "Ansporn und Verpflichtung für die Zukunft". Eine Fahnenschleife widmeten ebenso alle Abteilungen ihrer Turngemeinde zum seltenen Jubiläum. Überreicht wurde sie in Gedichtform von den jugendlichen Vereinsmitgliedern Lisa-Maria Becker, Aline Asal und Anne-Maren Weil.
In seiner Festrede skizzierte der Ehrenvorsitzende Wilfried Höbel humorvoll und pointenreich die Entwicklung der Turngemeinde von ihren Anfängen am 20. April 1904 bis in die Gegenwart, in der 13 Abteilungen für frischen Wind sorgen würden. Das Ziel sei, sportliche Betätigung für alle zu ermöglichen und dabei das gesellschaftliche Element nicht zu vergessen. Naturverbundenheit, Fitness und Jugend gehörten zum Profil der TG.
Und dass auch die Jugend groß geschrieben wird bei der TG, zeigten die elf Mädels von derTeen-Jazz-Abteilung, bei denen es zum ersten Mal richtig sportlich wurde. Die Truppe von Nadine Nagel lief bei der Musik von Nena mit abwechslungsreichen Schrittfolgen zur Hochform auf und ließ "99 Luftballons" steigen. Aber auch die Senioren bewiesen ihre Sportlichkeit: Zur Musik von "La Traviata" bewegte sich die Abteilung Damengymnastik 50 plus unter Anleitung von Marina Scherrer.
Die Grüße des Landkreises überbrachte Landrat Hansjochem Schrader (SPD) und erkannte bei der Turngemeinde "große Kompetenz und Aktivität im Verein". Der evangelische Pfarrer Volker Hudel verwies in seinem Grußwort auf die Möglichkeit, Gott näher zu erfahren. Denn Sport sei zweckfrei und lehre den Frieden und die Kostbarkeit des Körpers. Stellvertretend für alle Monsheimer und Kriegsheimer Vereine gratulierte Thomas Kraus, der die "kameradschaftliche Zusammenarbeit" hervorhob. Für den Sportbund Rheinhessen sprach der Präsident Herbert W. Hofmann, der der TG seine aufrichtige Anerkennung für das Erreichte übermittelte. Margot Ihrig entrichtete die Glückwünsche vom Nibelungen Turngau Worms, Udo Benseler vom Rheinhessischen Tischtennisverband und Reinhold Reinhard vom Sängerbund Rheinland-Pfalz. Die Vertreter der Verbände und Karl-Heinz Nagel nahmen zudem zahlreiche Ehrungen vor.
Den Schlusspunkt setzte wiederum das Akkordeonorchester mit den schönsten Walzern von Johann Strauß.